Joachim Löw: "Die Nachlässigkeiten ärgern mich", 23.03.2013

Die deutsche Nationalmannschaft hat das fünfte Qualifikationsspiel auf dem Weg zur WM 2014 in Brasilien am Freitagabend souverän für sich entschieden. Auf dem Kunstrasen in der Astana Arena machten Bastian Schweinsteiger (20.), Mario Götze (22.) und Thomas Müller (74.) den vierten Dreier in Gruppe C perfekt. Mit 13 Punkten rangiert das Team von Bundestrainer Joachim Löw souverän vor den Schweden mit acht Zählern an der Spitze.

Trotz des ungefährdeten Sieges sieht Joachim Löw vor dem Rückspiel am Dienstag in Nürnberg erneut gegen die Kasachen (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) Verbesserungspotenzial. Zudem spricht der 53-Jährige über das "spanische System" und über den Spielfluss in seiner Mannschaft.

Frage: Herr Löw, 3:0 in Kasachstan nach einer ordentlichen ersten und einer mäßigen zweiten Halbzeit. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Joachim Löw: Wir haben die drei Punkte, insofern sind wir zufrieden. Insgesamt war es aber nicht so einfach, weil Kasachstan wie beim Feldhandball mit zehn Mann um den 16er stand und alle Räume versucht hat, zuzumachen. In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel mit dem 2:0 schon für uns entschieden. Danach haben wir das Tempo etwas rausgenommen, da waren dann einige Nachlässigkeiten im Spiel.

Frage: Sind die von Ihnen angesprochenen Nachlässigkeiten nachvollziehbar oder bedenklich?

Löw: Sie ärgern mich schon. Wir haben leicht den Ball verloren und waren ein bisschen zu offen. Das hätte nicht passieren dürfen. Aber wie gesagt, das Spiel war eigentlich in der Halbzeit entschieden.

Frage: Beim Stande von 0:2 hatte Kasachstan zwei Großchancen innerhalb einer Minute. Haben Sie da nicht noch um den Sieg gezittert?

Löw: Ich habe nicht gezweifelt, nicht geglaubt, dass wir das Spiel aus der Hand geben. Aber es gab Phasen, wo wir unseren Faden verloren haben und Kasachstan nicht so weit entfernt war von einem Tor.

Frage: Nachdem Mario Gomez ausfiel, war es klar, dass sie mit dem "spanischen System" spielen würden. Hätte Gomez gespielt, wenn er nicht verletzt gewesen wäre oder sowieso Mario Götze?

Löw: Das weiß ich nicht. Natürlich war es eine Überlegung, Gomez von Anfang an spielen zu lassen. Aber nach der leichten Zerrung im Abschlusstraining war das Risiko zu groß.

Frage: Wie waren Sie mit der Umsetzung des Systems ohne klassischen Mittelstürmer zufrieden?

Löw: In der ersten Halbzeit hatten wir ein paar gute Kombinationen mit Götze, mit Özil oder über die Mittelfeldspieler Schweinsteiger und Khedira. Da war guter Spielfluss vorhanden, weil wir variabel waren. Danach ist er schon abgeebbt. Insgesamt ist es mit unseren Spielertypen immer eine Variante. Aber wir wollen die "Neun" nicht abschaffen, wir wollen variabel sein. Egal, wer da vorne spielt, er muss vor allen Dingen auch torgefährlich sein und Richtung Tor ziehen. So lange die Positionen besetzt sind, ist es gut. Wenn sie nicht gehalten werden, dann wird es eben schlecht, wenn alle ins Mittelfeld kommen.

Frage: Werden Sie nun häufig oder gar regelmäßig in diesem System spielen lassen?

Löw: Diese Diskussion schwappt ein bisschen über. Das ist eine zusätzliche Option, die man haben muss. Aber wir haben normalerweise auch Mario Gomez und Miroslav Klose. Wenn sie in Topform sind, brauchen wir solche Spieler.

Frage: Wenn schon in der zweiten Halbzeit die Konzentration nachließ: Haben Sie Bedenken mit Blick auf das Spiel am Dienstag zu Hause gegen die Kasachen?

Löw: Es ist schon ungewöhnlich, dass man zweimal hintereinander in so kurzer Zeit gegeneinander spielt. Wenn man dann auswärts 3:0 gewinnt, entsteht schon die Gefahr im Unterbewusstsein, dass man sagt, zu Hause wird man das Spiel gewinnen, egal was man dafür tut. Also müssen wir die Spieler daran erinnern, dass wir nur dann gewinnen können, wenn die Seriösität und die Einstellung zu 100 Prozent vorhanden sind.

Frage: Sie haben zu Wochenbeginn wegen zu vieler Spieler gegen die "Kleinen" für eine Vorqualifikation plädiert, kurz vor dem Spiel aber erklärt, damit nicht Kasachstan gemeint zu haben...

Löw: Ich habe nicht gemeint, dass sie zu den "Kleinen" gehören. Kasachstan ist viel besser und kompakter organisiert als Andorra, San Marino, Liechtenstein oder Luxemburg. Das ist ein großes Land, und Fußball spielt hier eine Rolle. Sie haben gute Ergebnisse erzielt und eine ordentliche Qualität.

23 March 2013

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