Löw: "Die sechs Punkte haben wir fest eingeplant", 14.03.2013

Am Montag trifft sich die Nationalmannschaft in Frankfurt, wichtige Aufgaben stehen an. Bereits heute hat der Bundestrainer seinen Kader für die kommenden WM-Qualifikationsspiele gegen Kasachstan am 22. März (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Astana und am 26. März (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Nürnberg bekannt gegeben. Dabei hat er sich zu diversen Themen geäußert.

JOACHIM LÖW ÜBER...

... die Spiele in der WM-Qualifikation gegen Kasachstan:

Wir stehen jetzt vor zwei wichtigen Spielen mit Blick auf die WM, unser Fokus und unsere ganze Konzentration gelten in diesem Jahr der Qualifikation. Ich erwarte, dass wir die beiden Spiele gegen Kasachstan gewinnen. Wir nehmen die Rolle des Favoriten an, es liegt an uns, wie wir diese beiden Spiele gestalten. Wir haben mit Kasachstan und den Gegebenheiten dort schon im Rahmen der EM-Qualifikation Erfahrungen gemacht, mit dem Kunstrasen, mit der Zeitverschiebung, mit der etwas beschwerlichen Anreise. Kasachstan hat eine Mannschaft, die von einer guten Physis lebt, von einer guten Defensive. Zuletzt haben sie einige ganz ordentliche Ergebnisse erzielt, gegen Schweden haben sie nicht hoch verloren, gegen Irland zu Hause war es knapp, gegen Österreich haben sie unentschieden gespielt. Das Spiel gegen Deutschland ist für sie das Spiel des Jahres, die Spieler wollen sich gegen uns auch für das Ausland empfehlen. Mein Eindruck ist, dass sie in der Defensive kompakter agieren und intelligenter in der Zweikampfführung geworden sind als dies noch im Laufe der EM-Qualifikation der Fall war. Aber wenn wir unser Potenzial abrufen, dann werden wir diese Spiele gewinnen. Die sechs Punkte haben wir fest eingeplant.

... ein System ganz ohne klassische Stürmer:

Im November haben wir gegen die Niederlande mit Mario Götze vorn gespielt. Ich beschäftige mich mit diesem Gedanken schon lange, wir haben die Spieler dafür: Marco Reus, Mario Götze oder Mesut Özil. Das sind Spieler, die immer wieder in den Abschluss kommen. Wenn variabel gespielt wird, muss nicht immer ein Zentrumsstürmer auf dem Platz stehen. Diese Flexibilität im Spiel - mit technisch guten Spielern - kann den Gegner überraschen. Als Variante haben wir es mit der Mannschaft immer wieder durchgespielt. Ich bin davon überzeugt, dass es in Zukunft sehr wichtig sein kann, Spieler vorne zu haben, die auf engem Raum die besten Lösungen finden und den Gegner vor Probleme stellen.

... die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger:

Ich erwarte viel von ihm. Er hat in München zuletzt gezeigt, dass er wieder eine sehr gute Form hat. Die Bayern sind in dieser Saison insgesamt sehr stabil und fußballerisch gut. Er ist ein Führungsspieler, von daher sind meine Erwartungen an ihn immer sehr hoch.

... den Kunstrasen in Kasachstan:

Unsere Mannschaft ist es nicht gewohnt, auf Kunstrasen zu trainieren oder zu spielen. Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen, das ist aber nicht neu. Schon 2009 haben wir in Russland Erfahrungen auf Kunstrasen gemacht, und natürlich auch beim letzen Mal in Kasachstan. Damals haben wir es gut gemacht, wir haben das Spiel fußballerisch gut gestaltet, auch wenn wir erst in der zweiten Halbzeit die Tore geschossen haben. Wir haben uns davor aber schon fünf oder sechs große Chancen herausgespielt. Man muss den Ball in den Fuß spielen, man muss den Ball flach halten. Wenn der Ball aufspringt, wird er unheimlich schnell, dann kann man nicht in die Tiefe spielen. Daran werden wir uns in der kommenden Woche in der einen oder anderen Trainingseinheit gewöhnen.

... die Zeitumstellung in Kasachstan:

Wir haben mit Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer alle möglichen Varianten besprochen und abgewogen. Die Zeitumstellung von plus fünf Stunden ist schon heftig. Nach internen Diskussionen und den Erfahrungen von letzten Mal haben wir uns dazu entschieden, erst einen Tag vor dem Spiel anzureisen und im deutschen Rhythmus zu bleiben. Wenn man den Rhythmus verändern will, hätten wir drei bis vier Tage vor dem Spiel anreisen müssen. Wir hätten dann aber das Problem, dass wir uns nach der Rückkehr nach Deutschland wieder an den deutschen Rhythmus gewöhnen müssten.

... das internationale Abschneiden der Bundesligavereine:

Natürlich sind wir alle ein wenig enttäuscht, dass die deutschen Vereine in der Europa League nicht länger dabei geblieben sind. In der Champions League hat Schalke einen großen Kampf geliefert, leider hat es nicht geklappt. Auf der anderen Seite haben mir Bayern und Dortmund wahnsinnig viel Freude bereitet. Mit welcher fußballerischen Klasse die beiden Mannschaften ihre Aufgaben gelöst haben, gefällt mir sehr. Mit Bayern und Dortmund haben wir die beiden absoluten Spitzenmannschaften in Deutschland, das zeigt sich in der Bundesliga, das zeigt sich vor allem aber auf dem ganz hohen Niveau der Champions League. Die anderen deutschen Mannschaften stehen in ihrer Qualität ein bisschen dahinter. Bayern und Dortmund traue ich zu, dass sie noch sehr weit kommen, möglicherweise auch die Champions League gewinnen.

... die Favoriten in der Champions League:

Egal, wie die Konstellation in den Viertelfinals sein wird – diese Spiele werden wahnsinnig eng. Wer ins Halbfinale einziehen will, muss in beiden Spielen seine Topverfassung erreichen. Barcelona hat in Mailand nicht gut gespielt, im Rückspiel dann überragend. Bei Bayern war es umgekehrt, sie haben auswärts überragend gut gespielt, zuhause dann weniger. Auf diesem Niveau hängt viel von der Tagesform ab. Barcelona ist nach wie vor ganz schwer auszuschalten. Aber Bayern hat in etwa die gleiche Stärke, auch Dortmund ist alles zuzutrauen. Ich schätze auch Juve sehr stark ein. Paris und Malaga sind mehr Außenseiter. Wenn man die gesamte Saison betrachtet, waren Barcelona, Juve, Bayern und Dortmund die Mannschaften mit der größten Klarheit in ihrem Spiel.

... eine Blockbildung in der Nationalmannschaft:

2010 in Südafrika gab es keinen Verein, dessen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft dominiert haben, auch wenn schon damals einige Spieler von Bayern München dabei waren. Für mich ist weniger entscheidend, für welchen Verein ein Spieler spielt, für mich ist seine Qualität maßgeblich. Wir haben jetzt aber die Situation, dass viele Nationalspieler in Dortmund und München spielen. Das kann ein Vorteil sein, muss es aber nicht. Auf keinen Fall ist es ein Problem, dass wir ein zu großes Konkurrenzdenken hätten. Beide Mannschaften treiben sich in der Liga an. Das ist für die Entwicklung der Spieler gut, auch für mich als Bundestrainer. Es ist ähnlich wie in Spanien, wo Barcelona und Real Madrid die meisten Nationalspieler stellen. Die Rivalität dort ist wahnsinnig groß, insbesondere bei den Clasicos. Aber bei der Nationalmannschaft herrscht immer die nötige Harmonie. So ist es auch bei uns.

... die Rangliste unter den Torhütern:

Manuel Neuer hat in den vergangenen Jahren überragende Leistungen gezeigt. Er gehört zu den besten Torhütern auf der Welt. Er war 2010 und in vielen Spielen danach der große Rückhalt. Er ist unsere Nummer eins. René Adler hat gegen Frankreich eine Leistung gezeigt, die absolute Klasse war. Nach einer langen Pause hat er ganz souverän agiert und viel Ruhe ausgestrahlt. Ich denke, dass er wieder ein fester Bestandteil bei der Nationalmannschaft wird. Ron Robert Zieler und Marc ter Stegen sind junge Torhüter, bei denen wir nach der EM gesagt haben, dass wir sie weiter voranbringen wollen. Im Moment hat Ron Robert Zieler die Nasenspitze ein kleines Stück vorn, aber die Qualität von beiden ist gut. Wir haben dahinter auch noch Torhüter, die absolut überzeugt haben. Zum Beispiel hat Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt jede Menge überragende Spiele gemacht.

... die Situation in der Innenverteidigung nach den Verletzungen von Holger Badstuber und Mats Hummels:

In der Zeit nach der EM und bei den letzten Qualifikationsspielen habe ich wieder den Per Mertesacker gesehen, der bei uns lange fest gesetzt war. Mit seiner Leistung gegen die Niederlande und Frankreich war ich sehr zufrieden. Er war sehr stabil. Er organisiert, er redet, er gibt wichtige Anweisungen, er ist Führungsspieler. Per ist für uns ein wahnsinnig wichtiger Spieler. Er hat ab Oktober bei der Nationalmannschaft Klasseleistungen gezeigt. Ich glaube, dass die Entscheidung daneben zwischen Boateng und Höwedes fallen wird. Beide sind jung, beide sind körperlich stark, beide sind schnell. Ich weiß, dass ich mich auf beide verlassen kann, genauso wie auf Heiko Westermann.

... das Abschiedsspiel von Michael Ballack:

In den letzten Monaten war Funkstille zwischen uns. Gestern Abend hat er mich dann angerufen und offiziell eingeladen. Wir hatten ein gutes Gespräch, und ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass er mich zu seinem Abschiedsspiel einlädt. Wir haben vereinbart, dass wir vor dem Abschiedsspiel mal einen Kaffee zusammen trinken gehen und über ein paar Dinge reden, die noch im Raum stehen.

14 March 2013

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