Löw: "Wir brauchen diesen Konkurrenzkampf", 29.05.2013

Die deutsche Nationalmannschaft hat das erste Länderspiel der USA-Reise mit Bravour bestanden. Gegen den Weltranglistenzehnten Ecuador gelang dem Team von Bundestrainer Joachim Löw in Boca Raton ein souveräner 4:2-Erfolg. Besonders in der ersten Halbzeit überzeugte das Team um den zweifachen Torschützen Lukas Podolski.

Nach der Partie zieht Löw ein Fazit, spricht über die Debütanten und blickt auf das Spiel am Sonntag gegen die USA voraus (ab 20.30 Uhr, live im ZDF).

Frage: Herr Löw, wie fällt Ihr Fazit nach dem 4:2 gegen Ecuador aus?

Joachim Löw: Es war ein Super-Testspiel für uns. In der ersten Halbzeit haben wir sehr stark und überragend Fußball gespielt. Wir waren unheimlich schnell und zielstrebig. Das Tor nach wenigen Sekunden hat uns natürlich beflügelt und mitgezogen. Die erste Halbzeit war absolut klasse.

Frage: Und die zweite...?

Löw: Da hat man gemerkt, dass wir in der ersten Halbzeit ein wahnsinnig hohes Tempo gegangen sind. Dieses haben wir nicht ganz so durchgestanden. Da sind wir ein bisschen in Verlegenheit geraten, weil wir ein paar Bälle in der Vorwärtsbewegung verloren haben. Insgesamt muss ich dieser Mannschaft mit vielen neuen Spielern aber großen Respekt zollen.

Frage: Wie bewerten Sie die Leistung von Lukas Podolski?

Löw: Er hat schon in den letzten Jahren immer wieder nachgewiesen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist. Er hat eine Klasseleistung gezeigt mit zwei Toren und unheimlichem läuferischen und kämpferischen Einsatz.

Frage: Hat René Adler seine Position als Nummer zwei gefestigt?

Löw: Ich fand ihn überragend gut. Es waren vier, fünf, sechs Situationen, die nicht immer einfach zu halten waren, die hat er exzellent pariert. René Adler ist eine Persönlichkeit und hat schon das Jahr über bei Hamburg eine Klasseform gehabt. Das bestätigt er hier im Training, und er hat auch im Spiel mehrfach gezeigt, dass er ein exzellenter Torhüter ist.

Frage: Kreiden Sie ihm das 2:4 gar nicht an?

Löw: Der Freistoß war sehr gut geschossen. Ich denke, dass er da nichts ausrichten kann. Der war scharf und sehr gut geschossen.

Frage: Welche Schlüsse konnten Sie aus dem Spiel ziehen, vor allem in Bezug auf die Neulinge?

Löw: Mit den Neuen, die auf dem Platz standen, war ich absolut zufrieden. Wir haben es geschafft, nach wenigen Trainingseinheiten als gut funktionierendes Team aufzutreten. Kruse war extrem viel unterwegs, sehr mannschaftsdienlich und hat ein Tor sehr schön vorbereitet. Sam hatte in der ersten Halbzeit auch einige gute Aktionen mit der Vorbereitung des Tors von Lars Bender. Im Mittelfeld waren wir überhaupt unheimlich präsent mit Neustädter und Lars Bender. Ich habe schon einige Erkenntnisse gewonnen.

Frage: Es haben 15 Spieler gefehlt, welche Chancen haben die Neulinge oder Rückkehrer mit Blick auf die WM?

Löw: Natürlich sind einige etablierte Spieler nicht dabei gewesen. Unsere Philosophie war aber immer, dass wir 30 Spieler brauchen, die für die Nationalmannschaft spielen können, und nicht nur 15 oder 20, weil es immer Verletzungen geben kann. Wir brauchen diesen Konkurrenzkampf. Deshalb ist diese Reise extrem wichtig für die Spieler, die dabei sind, und eine willkommene Gelegenheit, sich auch mal über einen längeren Zeitraum zu zeigen.

Frage: Unterstreicht dies die Entwicklung im deutschen Fußball?

Löw: Der deutsche Fußball insgesamt hat in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung gemacht. Wir sind auf einem sehr guten Wege und haben eine sehr gute Mischung. Wenn man international gewinnen will, ist es eine wichtige Voraussetzung, hohes Tempo spielen zu können und ein technisch hohes Niveau zu haben.

Frage: Am Sonntag geht es gegen die USA weiter. Welche Erwartungen haben Sie an dieses Spiel?

Löw: Das wird ein anderes Spiel - viel mehr Zuschauer, eine ganz andere Atmosphäre. Die USA feiern 100. Verbandsjubiläum. Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann wird hochmotiviert zu Werke gehen. Bei uns wird es Veränderungen in der Aufstellung geben. In Washington wird es noch ein bisschen wärmer sein. Aber ich erwarte, dass die Mannschaft auch in diesem Spiel fokussiert und hochkonzentriert zu Werke geht. Das wäre ein toller Abschluss.

Frage: Wie fällt Ihr Zwischenfazit der anfangs umstrittenen USA-Reise aus?

Löw: Ich habe von Anfang an das Gefühl gehabt, dass die Mannschaft hochmotiviert ist und diese Reise gerne macht. Auch einige Spieler, die länger nicht dabei waren und vielleicht schon Urlaub gebucht haben. Bei den Etablierten hat man gesehen, dass sie gerne Verantwortung übernehmen. Dass nicht alles gelingen kann, ist auch klar. Aber was in der ersten Halbzeit zu sehen war, hat mich sehr zufriedengestellt. Die Mannschaft hat mit aller Disziplin umgesetzt, was wir abgesprochen haben.

29 May 2013

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