Joachim Löw: "Wir waren die bessere Mannschaft" 06.02.2103

"Wir waren die bessere Mannschaft"

Härtetest gegen Frankreich bestanden: Joachim Löw und das DFB-Team Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat mit dem 2:1 in Frankreich einige negative Serien beendet und das erste Mal seit 78 Jahren wieder in Paris gewonnen. Bundestrainer Joachim Löw war mit seinem Team mehr als zufrieden - besonders mit Mesut Özil und Ilkay Gündogan.

Frage: Joachim Löw, wie bewerten Sie den 2:1-Erfolg zum Start des Länderspieljahres?

Joachim Löw: Das war der richtige Härtetest für uns. Das war wahnsinnig temporeich, beide Mannschaften waren gewillt, nach vorne zu spielen und zu gewinnen. Aber wir waren klar die bessere Mannschaft. Wir haben viele Sachen sehr gut gemacht, die in den letzten Monaten nicht so geklappt haben. Wir hatten eine gute Organisation und daraus resultierend viele Ballgewinne. Wir kamen so zu vielen Tempogegenstößen, aber in der ersten Halbzeit haben wir es manchmal verpasst, den finalen Pass zu spielen. Aber insgesamt hat die Mannschaft die Aufgabe mit sehr viel Willen, sehr viel Einsatz und sehr viel Spielfreude gelöst. Da muss ich ihr ein großes Kompliment aussprechen.

Frage: Vor allem Mesut Özil zeigte viel Spielfreude. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Löw: Ich weiß nicht, ob man Mesut Özil an diesem Spiel festmachen soll. Er ist ein überragender Fußballer, der schon seit zwei, drei Jahren in der Nationalmannschaft, aber auch im Verein auf einem Riesenniveau spielt. Er war schon bei der WM 2010 einer der herausragenden Spieler. Er findet fast immer eine gute Lösung. Er war einer der überragenden Spieler auf dem Platz.

Frage: Trotz des historischen Sieges sind Sie wütend in die Kabine marschiert. Warum?

Löw: Wir hätten die letzten zwei, drei Minuten noch ein Gegentor fangen können. Wir waren plötzlich offen und haben den Ball zwei-, dreimal verloren. Das war völlig unnötig. Wir hatten Glück, dass wir kein Tor kassiert haben. Da hätte sich die Mannschaft fast um den Lohn einer ganz starken Leistung gebracht. Das hat mich geärgert. In solchden Phasen müssen wir noch an Cleverness zulegen.

Frage: Welche Erkenntnisse nehmen Sie für die kommenden Monate mit?

Löw: Jedes Spiel bringt uns weiter. Dieses Jahr steht im Zeichen der Konzentration und Weiterentwicklung der Mannschaft neben der Qualifikation für die WM. Aber es war auch für jeden einzelnen Spieler eine gute Chance, sich gegen eine Topmannschaft wie Frankreich zu zeigen und zu bestehen. Wir haben einen Rückstand umgebogen, Moral gezeigt, das tut der Mannschaft zu Beginn eines Jahres natürlich auch gut.

Frage: Mario Gomez war anzumerken, dass er bei Bayern München zuletzt wenig Spielpraxis hatte...

Löw: Bei Mario Gomez war klar, dass er nach längerer Verletzungspause und zuletzt wenig Spielminuten nicht in der Lage sein wird, dieses Tempo zu halten. Es war aber gut, dass er bei uns Spielpraxis gesammelt hat, weil wir ihn für die Zukunft dringend brauchen.

Frage: Sie haben nach seiner Auswechslung ohne echten Stürmer gespielt. Ist das Experiment gelungen?

Löw: Der Wechsel war zwangsläufig. Ich wollte Mesut Özil und Toni Kroos im Zentrum haben, um da noch mehr Übergewicht zu erzielen, um die Bälle besser zu halten und mit Podolski, Schürrle oder Müller besser in die Spitze zu kommen . Damit kamen die Franzosen nicht so zurecht, weil sie die Zuordnung in der Innenverteidigung verloren haben. Wir haben dann die Angriffe auch fast immer vor das Tor gebracht.

Frage: Ilkay Gündogan zeigte eine gute Vorstellung als Vertreter von Bastian Schweinsteiger. Wie hat Ihnen seine Leistung gefallen?

Löw: Unsere zentrale Achse mit Mertesacker, Hummels, Khedira, Gündogan und Özil hat ein deutliches Übergewicht geschaffen. Gündogan war wie in Holland wahnsinnig präsent, sehr ballsicher. Er ist aggressiv und attackiert nach vorne. Er hat mit Özil zusammen für ein klares fußballerisches Übergewicht gesorgt. Ilkay hat bei uns und in Dortmund nach der EM einen enormen Sprung gemacht. Er hat mir klasse gefallen.

Frage: Ihre Defensive hatte gegen die Franzosen um Benzema und Ribéry wenig anbrennen lassen. Was hat Ihre Mannschaft besser als etwa beim 4:4 gegen Schwedenb gemacht?

Löw: Die Franzosen sind individuell wahnsinnig gefährlich. Die können durch Einzelaktionen Spiele entscheiden und eine Abwehr aushebeln. Das hatten wir aber überwiegend gut im Griff. Was wir besser gemacht haben: Wir sind weiter nach vorne gerückt, haben Mittel gefunden und den Mut gehabt, auch unter Druck von hinten sauber und besser rauszuspielen ohne lange Bälle. So haben wir nie die Kontrolle verloren wie gegen Schweden zum Beispiel.

6 February 2013
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